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Inflation und Zinsen: Soll ich mein Geld jetzt sparen oder investieren?

Veröffentlicht am 9. August 2022

Schwankende Börsenkurse, Inflation und Zinserhöhung – was bedeutet die aktuelle Situation für unser Geld: Lohnt sich ein Sparbuch wieder oder sollte man doch lieber an der Börse investieren? Wir erklären euch, was derzeit passiert und erläutern einmal die Vor- und Nachteile beider Optionen. 

Sich finanziell gut aufzustellen, ist aktuell definitiv eine Herausforderung. Die Inflation belastet gerade fast alle von uns und Menschen mit geringem Einkommen besonders schwer. Zusätzlich sorgt die Energiekrise dafür, dass viele bald an ihre Geld-Rücklagen ran müssen und auch die Börsenkurse gehen derzeit eher in den Keller.

Wer jetzt noch die Möglichkeit hat, Geld zu sparen oder zu investieren, fragt sich früher oder später: Was ist die beste Strategie für meine Finanzen? Trotz der aktuell unsicheren Kurse weiter investieren oder doch wieder auf das Sparbuch setzen, das die letzten Jahre die denkbar schlechteste Option für Geldrücklagen war?

Eine gute Frage, schließlich hat die Europäische Zentralbank (EZB) im Juli diesen Jahres die Zinswende eingeleitet, was sich auch auf Sparer*innen und den Aktienmarkt auswirkt. Aber warum hat sie das gemacht und was bedeutet das für euch und euer Geld? Keine Sorge, das ist nicht so kompliziert, wie es vielleicht erstmal klingt.

EZB Zinserhöhungen: Auswirkungen auf unser Geld

Die EZB hat im Juli angekündigt, die Leitzinsen zu erhöhen. Und damit die Preise, zu denen sich Banken Geld von der EZB leihen können. Die Zinserhöhung ist die erste seit einem Jahrzehnt. Mit der Steigerung auf 0,5 Prozent endet auch die eher lockere Geldpolitik der letzten Jahre, die zum Beispiel sehr günstige Kredite zur Folge hatte. Die gehören jetzt erstmal der Vergangenheit an. Das ist eine Herausforderung für Unternehmen, aber auch für Privatpersonen. Zeitgleich gehen damit die Zeiten von Nullzinsen vorbei, was eine positive Nachricht ist. Denn jetzt gibt es theoretisch wieder Zinsen für erspartes Geld. 

Aber wieso kommt dieser Schritt jetzt? Der Grund für diese Entscheidung der EZB ist die hohe Inflation, die damit eingedämmt werden soll. Denn sie wird einfach zu einer zu großen Belastung.

Leitzins und Inflation: Wie soll die Erhöhung die Inflation eindämmen?

Im Juli 2022 lag die Inflation bei über 8 Prozent, ein Rekordwert, den wir so lange nicht hatten. Grundsätzlich wird eine Inflation von rund 2 Prozent angestrebt, um ein stabiles Wirtschaftswachstum zu haben. Um da wieder hinzukommen, musste die EZB nun handeln. Das hat sie gemacht: durch eine Zinserhöhung.

Denn der Leitzins beeinflusst den Preis, den Banken an die EZB zahlen müssen, um sich Geld zu leihen. Steigt der Leitzins, wird es also teurer für Banken. Die geben die höheren Preise dann wiederum an ihre Kund*innen weiter, deren Kredite jetzt wie erwähnt auch teurer werden. Und auch Unternehmen können nicht mehr so günstig Kredite aufnehmen. 

Das heißt, das Geld wird insgesamt knapper, weil es nicht mehr so leicht verfügbar ist wie zuvor. Dadurch wird es mehr wert und die Nachfrage nach Konsum sinkt. Das soll dann als Gesamtes wiederum mit der Zeit auch die Inflation bremsen.

Zurück zum Sparbuch? Was die Zinserhöhung für Sparer*innen bedeutet

Kommt jetzt also wieder die gute Zeit für Sparer*innen und das good old Sparbuch? Um es kurz zu machen: Jein. Ja, ihr könnt darauf hoffen, bald nicht mehr Null Zinsen auf das Geld auf beispielsweise ihrer Sparbücher oder Tagesgeldkonten zu bekommen. Aber dennoch sind die erwartbaren Zinsen noch viel zu niedrig als dass sie die Inflation ausgleichen könnten. Das bedeutet, dass der Wert eures Geldes dort nach wie vor weiter sinkt. 

Was sehr fleißigen Sparer*innen allerdings zu Gute kommt ist: Das Verwahrentgeld, das für hohe auf den Girokonten geparkten Geldbeträge häufig gezahlt werden musste, fällt bei einigen Banken und Bankinganbieter*innen weg. Immerhin.

Investieren oder nicht? So wirkt sich die Zinserhöhung auf den Aktienmarkt aus

Wenn die Zinsen steigen, wird meist weniger konsumiert und große Anschaffungen eher verschoben. Das kann sich auch auf den Aktienmarkt auswirken, da so auch die Unternehmen weniger Gewinne machen. Die Folge können fallende Kurse sein. 

Die Zinserhöhung wirkt sich allerdings unterschiedlich auf verschiedene Anlageprodukte aus. Nicht alle werden negativ beeinflusst. Positiv ist auch, dass niedrige Börsenkurse dazu führen, dass man günstig Anteile erwerben kann. Also mehr für das Geld bekommt.

Das heißt, wem es jetzt möglich ist, langfristig zu investieren, der*die könnte davon mit der Zeit mit einer höheren Rendite profitieren. Und so auch der Inflation mehr entgegensetzen als mit dem gespartem Geld auf einem herkömmlichen Konto. 

Investieren oder Sparen, was ist aktuell das Richtige für dein Geld?

Um diese Frage zu beantworten ist es wichtig zu klären, was die eigenen Bedürfnisse und Möglichkeiten sind. Wer jetzt noch Schulden oder kaum Rücklagen hat, sollte diese erst tilgen und sich nach Möglichkeit einen Notgroschen aufbauen. Denn es sind unsichere finanzielle Zeiten, auf die wir uns auch ein Weile einstellen müssen. Für alle, die schon Rücklagen haben: Es ist sinnvoll einen gewissen Betrag auf eurem Girokonto (oder Unterkonto, auf dem Tagesgeldkonto oder Sparbuch) zu parken, der schnell für euch verfügbar ist. Wie hoch der sein muss, ist sehr individuell. Als Faustregel gelten häufig drei Nettogehälter.

Alles Geld, was darüber hinausgeht kann immer noch investiert werden. Ganz besonders bei einer langfristigen Anlagestrategie. Also lasst euch von den Börsenkursen nicht sofort aus der Ruhe bringen. 

Wer die niedrigen Kurse aussitzen kann, dem können diese langfristig sogar zu Gute kommen. Denn mehr Anteile für weniger Geld, können mit der Zeit auch mehr Rendite bedeuten. Nämlich dann, wenn die Kurse wieder über längere Zeit steigen. Schaut euch zusätzlich an, ob ihr euer Risiko mit einem oder verschiedenen Anlageprodukten streuen könnt. Es ist letztlich immer gut, nicht nur auf eine Aktie zu setzen. Denn so könnt ihr tatsächlich investieren und nicht spekulieren.

Wie immer gilt also: Es sollte nur Geld investiert werden, auf das ihr im Alltag nicht angewiesen seid. Wer das hat, der*die kann niedrige Börsenkurse aber strategisch langfristig für sich nutzen: Als möglichen Rendite-Booster.

Wichtig ist auch: Den perfekten Zeitpunkt zu finden, um mit dem Investieren zu starten, ist fast unmöglich, denn niemand kann die kommenden Kurse vorher sagen. Wichtiger ist die Zeit, die ihr investiert bleiben könnt. Also legt bei Möglichkeit lieber los anstatt zu zögern, wenn ihr das richtige Produkt für euch gefunden habt. 

Hinweis: Der Text enthält keine Anlageberatung oder Empfehlungen zum Kauf oder Verkauf.

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