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10 Fragen über Morgen, an... Cordelia Röders-Arnold

Veröffentlicht am 6. Juli 2020

Es gibt so viele Themen, die wir angehen müssen, wenn wir ein gutes Morgen für uns alle erreichen wollen. Welche das für sie ganz persönlich sind, wo wir dabei gerade stehen und was sich bewegen muss, um endlich voran zu kommen, das haben wir Cordelia Röders-Arnold gefragt, die als Head of Menstruation bei einhorn arbeitet.

1. Was sind für dich derzeit die drei drängendsten ökologischen und/oder gesellschaftlichen Themen – und warum?

„Gleichberechtigung der Geschlechter, weil die Krise – z.B. in Bezug auf niedrige Löhne in Pflegeberufen, Doppelbelastung durch Home Office, Home Schooling und mangelnde politische Mitbestimmung – primär auf dem Rücken der Frauen ausgetragen wird und darlegt, gegen welche strukturellen Benachteiligungen Frauen immer noch kämpfen müssen.

Rassismus, weil Schwarze Menschen und People of Colour strukturelle Diskriminierung erfahren – und wir uns überall, aber auch explizit hierzulande, dieser Tatsache endlich angemessen stellen müssen.

Die Klimakrise, weil der menschengemachte Klimawandel immer noch da und akut ist und wir Lösungen finden müssen. Wir müssen zu einer gleichberechtigten, antirassistischen Gesellschaft kommen – und für die braucht es dann auch einen bewohnbaren gesunden Planeten.“

2. Wann hast du dich das erste Mal damit auseinandergesetzt und wie hat das dein Denken sowie Handeln verändert?

„Dass Frauen gleiche Möglichkeiten zustehen, wie Männern, impfte mir meine Mutter von Kindesbeinen an ein. Einen tieferen Zugang zum Feminismus und zum Thema Nachhaltigkeit ermöglichte mir meine Arbeit als Head of Menstruation bei einhorn, einem nachhaltigen Start-Up für Periodenprodukte und vegane Kondome, das sich selbst gehört und sich dem positiven gesellschaftlichen Wandel verpflichtet. Einen Startpunkt mit der tieferen Auseinandersetzung zum Thema Rassismus fand ich in der Zusammenarbeit mit von Diskriminierung betroffenen Frauen in der Initiative #stattblumen. Ein Zugang zu gesellschaftlichen Themen entsteht für mich immer in der dauerhaften Verbindung mit Menschen, die von einem Thema viel mehr Ahnung haben, als ich – weswegen es so wichtig ist, seine Bubble hin und wieder zu verlassen und zu erweitern.”

3. Was muss sich politisch und/oder gesellschaftlich ändern, damit wir bei diesen Themen endlich vorankommen?

„In der Gesellschaft braucht es weiterhin eine wachsende Sensibilisierung, politisch brauchen wir eine Regierung, deren oberste Maxime nicht wirtschaftliches Wachstum ist und deren Kern-KPI BIP heißt, sondern die Zufriedenheit von Menschen und ein gesunder Planet, auf dem diese Menschen leben können.”

4. Was trägst du selbst dazu bei?

„Innerhalb meiner Arbeit bei einhorn setze ich mich für die Enttabuisierung der Periode ein und arbeite gemeinsam mit dem Team daran, Kund*innen nahe zu bringen, dass es sich nicht nur bei Lebensmitteln lohnt, auf transparente und faire Lieferketten zu achten. Gerade (Bio-) Baumwolle, ist ein Rohstoff, bei dem es sich lohnt, Herkunft und Erntebedingungen zu hinterfragen. Mit der Menstruationstasse, dem Papperlacup, bringen wir Female Empowerment und Nachhaltigkeit zusammen. Sie ist mehrere Jahre wiederverwendbar, wird in Deutschland hergestellt und es – wie bei jedem unserer Produkte – fließen 50 Prozent unserer Profite in Nachhaltigkeitsprojekte, wie z.B. Brunnenbau in Tansania, dem Herkunftsland unserer Bio-Baumwolle.

Neben einhorn engagiere ich mich in der Initiative #stattblumen, die sich der mangelnden Gleichberechtigung von Frauen widmet. Mit 13 andere großartigen Frauen haben meine Co-Initiatorin Sally Lisa Starken und ich einen Appell mit elf Forderungen an die Bundesregierung adressiert. Kürzlich durften wir diesen Appell an Bundesfrauenministerin Franziska Giffey und Bundesarbeitsminister Hubertus Heil abgeben und mit ihnen über das Thema und Lösungen diskutieren. Mit unserem Appell von der Bundesregierung gehört zu werden war ein wichtiger Meilenstein – wir werden aber noch weiter dranbleiben. Auf unserem Instagram-Account @statt.blumen nehmen wir Menschen mit, die sich für Gleichberechtigung und politische Teilhabe interessieren und kontextualisieren politische Entscheidungen.

Um selbst rassismuskritischer zu werden, reflektiere ich mich und mein Verhalten, zum Beispiel mit Büchern wie ,Exit Racism’ von Tupoka Ogette oder ,Deutschland Schwarz Weiß’ von Noah Sow. Aber auch auf Social Media gibt es dazu gute Anregungen. Josephine Apraku, Mitgründerin vom Institut für diskriminierungsfreie Bildung, hat vor kurzem auf Instagram eine Challenge namens ,kritische Weiß_heiten’ gestartet und postet jeden Tag eine Frage, die man sich als weißer Mensch beantworten kann und die dabei hilft, den eigenen Rassismus zu reflektieren. Die Fragen und meine Antworten empfand ich oft als augenöffnend. Als weiße able-bodied cis-Frau versuche ich, strukturelle Diskriminierungen zu erkennen, meine eigenen Privilegien zu reflektieren und mich zu solidarisieren.”

5. Wenn du für einen Tag Finanzminister*in wärst, was würdest du tun?

„Spitzensteuersätze und Finanztransaktionssteuern einführen. Abends 10 Kreuze machen, dass ich den Job nicht dauerhaft machen muss und mit dem/der Familienminister*in tauschen.“

6. Wer inspiriert dich, wenn es darum geht, positive Veränderung zu schaffen – und warum?

„Die unermüdliche Arbeit anderer Aktivist*innen innerhalb und außerhalb meines Netzwerkes inspiriert mich wahnsinnig. Wenn ich mal der Diskussionen müde bin und genervt davon, dass es in vielen Themen nicht schnell genug oder überhaupt nicht voran geht, inspiriert es mich oft schon zu sehen, wie andere Menschen, eine Company oder Initiative für ein Thema in Bezug auf positiven Wandel einsteht. Positive Veränderung ist ansteckend – und darin liegt meine große Hoffnung.“

7. Wenn ich mir die Zukunft vorstelle, sehe ich …

„…so viele Menschen, die zu positivem gesellschaftlichen Wandel beitragen möchten und Wirtschaft und Politik immer weniger vom Gegenteil durchgehen lassen.“

8. Worauf willst du persönlich gerne zurückblicken können, wenn du älter bist?

„Immer das getan zu haben, was sich richtig angefühlt hat, ehrlich mit mir selbst gewesen zu sein und tolle Menschen kennengelernt, von ihnen gelernt sowie an positivem gesellschaftlichen Wandel gearbeitet zu haben.“

9. Eine Sache, die mir immer wieder Mut macht, ist ….

„…dass Veränderung möglich ist. Die Welt in der wir leben, haben wir selbst gebaut. Genauso können wir selbst alles verändern. Es ist ein Kraftakt, aber es ist möglich. Und es lohnt sich.“

10. Welchen Tipp hast du für alle, die Veränderung anstoßen wollen, aber nicht wissen, wo sie anfangen können?

„Das klingt vielleicht etwas Dalai Lama-mäßig, aber ich denke es ist wahr: Veränderung beginnt bei einem selbst, dabei die eigenen blinden Flecken zu finden, das Stadionlicht draufzuhalten, eigene Muster zu durchbrechen, auf dieser Reise andere mitzunehmen und zu handeln.“

Fotocredit: Verena Brandt