Wenn über den Klimawandel gesprochen wird, ist oft vor allem von Kohlenstoffdioxid (CO₂) die Rede. Um jedoch die Auswirkungen aller für den Klimawandel verantwortlichen Treibhausgase besser zu verstehen, eignet sich das Konzept der CO₂ Äquivalente. Was das genau ist und wie sie berechnet werden, erklären wir im folgenden Artikel.
Treibhausgasemissionen verstehen: Eine Einführung
Um das Konzept der CO₂ Äquivalente zu verstehen, muss man zunächst einmal Treibhausgasemissionen verstehen. Treibhausgasemissionen entstehen bei der Freisetzung von Treibhausgasen in die Atmosphäre. Treibhausgase sind Gase, die in der Atmosphäre die Strahlungsenergie der Sonne absorbieren und abgeben. So halten sie die Wärme innerhalb der Atmosphäre, was zu einer Erwärmung der Erde führt. Das ist im Grunde gut, da es ohne Treibhausgase auf der Erde wesentlich kälter wäre (minus 18 Grad Celsius) und das Leben, wie wir es kennen, so gar nicht möglich wäre. Dieses System der Temperaturregelung kennen wir unter dem Begriff 'Treibhausgaseffekt'. Problematisch wird es dann, wenn die Treibhausgasemissionen enorm zunehmen. Dies führt zu einem Anstieg der Treibhausgaskonzentration in der Atmosphäre und einer Verstärkung des Treibhausgaseffekts. Dadurch steigt wiederum die Temperatur mehr als nötig, was den Klimawandel verursacht.
Zu den Treibhausgasen zählen also alle Gase, die zum Klimawandel beitragen. Kohlenstoffdioxid (CO₂) befeuert die globale Erderwärmung derzeit am meisten, aber auch andere Gase wie Methan (CH4), Distickstoffoxid (N2O) – auch als Lachgas bekannt – sind nicht zu unterschätzen. Außerdem gehören die sogenannten F-Gase zu den Treibhausgasen: Fluorkohlenwasserstoffe (HFC), Perfluorkohlenwasserstoffe (PFC), Schwefelhexafluorid (SF6) und Stickstofftrifluorid (NF3).
Was sind CO₂ Äquivalente?
Jetzt zurück zur Ursprungsfrage: Was sind eigentlich CO₂ Äquivalente?
Laut Eurostat ist der CO₂ Äquivalent oder auch Kohlenstoffdioxidäquivalent (abgekürzt CO₂e oder CO₂eq) eine metrische Maßeinheit, die verwendet wird, um die Emissionen verschiedener Treibhausgase auf der Grundlage ihres Erwärmungspotentials zu vergleichen.
Alle Treibhausgase sorgen dafür, dass sich die Erde erwärmt. Sie haben aber jeweils einen anderen Erwärmungseffekt und verbleiben auch über unterschiedlich lange Zeiträume in der Atmosphäre. Um diese unterschiedlichen Effekte messbar zu machen, hat ein Expert*innengremium der Vereinten Nationen das so genannte „Globale Erwärmungspotential” oder auch GWP (Global Warming Potential) definiert. Damit kann jedem Treibhausgas eine individuelle Erwärmungs-Metrik zugewiesen werden. Diese Metrik gibt das Ausmaß der Erwärmung eines Gases über einen bestimmten Zeitraum (meist 100 Jahre) im Vergleich zu derjenigen von CO₂ an. Warum sich der Wert an CO₂ orientiert? Weil CO₂ das am häufigsten freigesetzte Treibhausgas ist.
Der CO₂ Äquivalent bündelt also die Effekte unterschiedlicher Treibhausgase in einer Maßeinheit und gibt den Effekt in der entsprechenden Menge Kohlendioxid an, auch wenn nicht nur Kohlenstoffdioxid emittiert wurde. Der Hauptunterschied zu CO₂ ist also, dass CO₂ nur Kohlendioxid berücksichtigt und CO₂e zusätzlich auch alle anderen Treibhausgase einschließt.
Um das einmal zu veranschaulichen: Stell dir vor, du würdest verschiedene Währungen (Treibhausgase) in eine Währung umwandeln, z.B. in € (CO₂). Jede Währung hat einen anderen Wert (Erwärmungspotential) und du würdest entsprechend für jede Währung auch eine andere Summe an Euro erhalten (CO₂e). Wenn du also 10 €, 10 Schweizer Franken und 10 Brasilianische Real zusammenzählst, ergibt sich folgende Summe: 10 € + 10,29 € + 1,88 € = 22,17 € (Stand 25.Mai 2023).
CO₂ Äquivalent berechnen
Die Berechnung des CO₂ Äquivalents beinhaltet die Umrechnung der Emissionsmenge eines bestimmten Gases in die Menge an CO₂, die die gleiche Klimawirkung hat. Dafür braucht man zunächst den Wert für das Erwärmungspotential je Gas, den GWP Wert. Die Werte orientieren sich am Erwärmungspotential von CO₂: Dieser hat den Indexwert 1. Methan hat zum Beispiel eine 21x stärkere Erwärmung und damit das Erwärmungspotential von 21.
Durch Multiplikation der Emissionsmenge mit dem entsprechenden GWP Wert erhält man den CO₂ Äquivalent. Will man die Auswirkungen von Produkten, Industrien, Praktiken oder Ähnlichem in CO₂e angeben, wird dafür die Menge der Treibhausgase, die dabei entstehen, mit dem jeweiligen Erwärmungspotential multipliziert: CO₂e = (Treibhausgas A in kg x GWP A) + (Treibhausgas B in kg x GWP B) usw. Eine Tonne Methan hat somit beispielsweise 21 Tonnen CO₂e.
Vorteile der Maßeinheit CO₂e
Je nach Aktivität können mehrere unterschiedliche Treibhausgase emittiert werden. Werden jedoch nur CO₂ Emissionen hinsichtlich der Auswirkungen auf den Klimawandel der jeweiligen Aktivität bewertet, wird das Erwärmungspotential anderer Gase ignoriert und die tatsächlichen Auswirkungen auf den Klimawandel sind ungenau. Der Vorteil von CO₂e ist, dass sie die komplette Wirkung in einer Kennzahl zusammenfasst.
Das macht Dinge vergleichbar, insbesondere wenn unterschiedliche Gase entstehen. Um beispielsweise den Schadstoffausstoß von Verkehr, Industrie oder Landwirtschaft miteinander zu vergleichen, eignet sich der CO₂ Äquivalent. Durch die Vergleichbarkeit können gezieltere Maßnahmen ergriffen werden, um den Ausstoß von Treibhausgasen zu reduzieren.
CO₂ Äquivalente spielen eine wichtige Rolle bei der Bewertung der Klimawirkung verschiedener Treibhausgase und damit unterschiedlicher Praktiken. Die Maßeinheit zeigt, wie sehr die Kombination unterschiedlicher Gase zur Klimaerwärmung beiträgt. Das Verständnis dafür ist wichtig, um gezielt Maßnahmen zur Reduzierung von Treibhausgasemissionen zu ergreifen und damit einen Beitrag zur Bekämpfung des Klimawandels zu leisten.
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