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Fynn Kliemann: „Geld ist im Alltag mein Mittelfinger im Werkzeugkasten"

Veröffentlicht am 17. März 2022

Wie viel Geld er gerade auf dem Konto liegen hat, ob er wegen seiner Finanzen schon mal nachts wach lag und sieben weitere sehr persönliche Fragen zum Thema Geld hat uns Fynn Kliemann für unsere Reihe „A penny for your thoughts” beantwortet. 

Fynn, was war bisher dein größter Fehler beim Thema Geld und was hast du daraus gelernt?

Da hab ich glücklicherweise noch nie so richtig fette Fehler begangen, weil ich früh kapiert habe, wie Geld für mich funktioniert: Ich brauch es nur, um Ideen zu Realität werden zu lassen. Immer wenn ich es für andere Dinge eingesetzt habe, zum Beispiel um schnell mit Geld, mehr Geld verdienen zu wollen, bin ich auf die Schnauze gefallen. Crypto Bot Trading und solche Scherze sind am Ende gerne mal in die Hose gegangen. Wenn ich es aber in mich, meine Pläne und Visionen gesteckt habe, ist bisher in 100 Prozent der Fälle etwas Brauchbares dabei herausgekommen und nur darum geht es mir.

Ich mag keine Wertanlagen und besitze nichts, was ich nur habe, weil es potenziell im Wert steigen könnte. Keine Uhren, Autos oder so einen Quatsch. Alles muss einfach nur funktionieren und mir dann ermöglichen zu funktionieren. Wenn es das tut, kann ich nicht zu viel oder zu wenig dafür ausgegeben haben. Ich ärgere mich etwa nie, wenn ich später herausfinde, dass ich für etwas „zu viel“ bezahlt habe, wenn ich das Gefühl hatte, dass es mir den Preis wert war. Vielleicht hab ich auch nur die Regeln für mich geändert. Ist ja am Ende egal, wenn man so lernt, sich nie über Geld zu ärgern. 

Hast du manchmal Angst, alles zu verlieren, was du dir aufgebaut hast? 

Als ich mich nach meiner Ausbildung selbstständig gemacht habe, gab es diesen Moment, an dem ich nach ein paar Monaten aufgehört habe, freiwillig in die Arbeitslosenversicherung einzuzahlen. Da hat es irgendwie Klick gemacht. Da wusste ich, ich werde niemals arbeitslos sein. Auf meiner To Do-Liste stehen so viele Dinge, die nicht in zehn Leben passen würden. Ich hab auch vor Instagram Musik gemacht, Videos gedreht und Dinge gegründet. Damals hat mir nur niemand dabei zugesehen. Und wenn Instagram, YouTube und der ganze Kram wegfallen, dann mach ich es halt wieder etwas stiller.

Selbst wenn ich keine Lust mehr auf den ganzen Hustle hätte, würde ich in zwei Minuten irgendwo einen neuen Job finden und einfach für jemand anderen etwas von den etlichen Dingen tun, die ich liebe. Ich glaube, in ein paar Sachen bin ich sehr gut. Die tue ich gerade nur für das Kliemannsland, ODERSO, LDGG usw.. Das könnte ich doch easy auch für jemand anderen machen. 

Geld nicht zu haben nervt und es zu haben, nervt komischerweise auch.

Hat dich das Thema Geld schon mal schlaflos gemacht?

Klar. Geld nervt. Es nicht zu haben nervt und es zu haben, nervt komischerweise auch. Hätte ich mir früher nie vorstellen können, aber Geld muss immer weg. Es muss irgendwie investiert oder ausgegeben werden. Ich persönlich hab das Problem ja nie. Ich mach das für Firmen. Hier haben wir glücklicherweise immer zehnmal so viele Projekte, wie wir Kohle haben. Ich sehe Geld immer nur als Werkzeug. Der eigentliche Wert interessiert mich überhaupt nicht. Mich interessiert nur, was ich damit alles machen, wen ich davon mit ins Team holen kann und was es ermöglicht. Leider hat das Thema mittlerweile einen großen Teil meines Lebens eingenommen und das versuche ich gerade schnellstmöglich überall zu ändern. Ich gebe Geschäftsführungen ab, ziehe mich so oft es geht aus Terminen mit den Steuerberater:innen heraus und will nur noch kreativ arbeiten. Da hat Geld nämlich wirklich gar nichts verloren. Das ist mein Ziel für die nächsten zwölf Monate: Überall raus, wo es um Geld geht und nur noch über die Zukunft nachdenken.

Wie fühlt sich das an, finanzielle Verantwortung für andere zu tragen? 

Als unsere erste Mitarbeiterin schwanger geworden ist, dachte ich kurz: Oh Shit, jetzt muss unser Quatsch hier ne Familie ernähren. Aber kurz danach war ich auch ein bisschen stolz und seit das Kind zum Kindergarten geht, bin ich tiefenentspannt. Ich bin wirklich der Meinung, dass ich das beste Team der Welt um mich herum habe. Nirgends habe ich ähnlich gute und engagierte Mitarbeiter*innen gesehen. Und sollte ich wirklich mal irgendwann was gegen die Wand fahren, telefoniere ich einen Tag und hab alle sicher untergebracht. Versuchen ja jetzt schon ständig alle die abzuwerben. (lacht)

Eine der ersten Google Suche-Treffer mit deinem Namen ist die Frage nach deinem Vermögen. Warum glaubst du, wollen die Menschen so gerne wissen, ob du reich bist – und weil es uns auch interessiert: Nenn mal bitte ein paar Zahlen.

Verstehe ich ja voll. Geld interessiert jede*n. Nicht nur bei mir. Ich wette mit dir, jede:r würde seine Freunde*innen und Kolleg*innen googeln, wenn sie wüssten im Internet stände irgendwo deren Kontostand. Bei Personen aus der Öffentlichkeit versucht man dann immer Klicks, Follower usw. zu beziffern. Bei mir war das immer schon n bisschen schwerer, weil ich eben keine Werbung auf YouTube  geschaltet habe oder Testimonial-Deals mache. Da kannste nix ablesen, weil ich damit nichts verdiene. Ich habe seit elf Jahren eine Anstellung bei herrlich media. Da verdiene ich 2.479,59€ im Monat, aber als Selbstständiger muss ich davon ja noch alle Versicherungen etc. bezahlen – es bleibt also die Hälfte übrig oder so. Ich brauch ja auch nix. 

Alles, was ich davon im Monat bezahle, ist ein bisschen Abtrag für unser Haus, Tabak und Lebensmittel. Ich bin weder im Kliemannsland angestellt, noch bei LDGG oder sonst wo. Privat reich zu sein, ist das am wenigsten Erstrebenswerte, das ich mir vorstellen kann. Geld brauchen die Unternehmen, mit denen ich versuche unvorstellbare Dinge zu tun. Diese Firmen zahlen logischerweise dann auch alles was ich zum Arbeiten brauche und da ich nur arbeite, brauche ich kein privates Vermögen. Tim Mälzer hat mich mal gefragt, ob ich schon ne Million auf dem Konto habe. Ich hab gesagt: Ich bin doch nicht dumm. Nur Dumme, oder komplett einfallslose Menschen haben eine Millionen Euro auf dem Konto. Er hat genickt und gesagt: Sehr gut, sehe ich genauso. Geld muss weg.

Privat reich zu sein, ist das am wenigsten Erstrebenswerte, das ich mir vorstellen kann.

Was kann Geld, was Talent nicht kann?

Geld kann Talent sichtbarer machen und gibt dir Unabhängigkeit. Es macht dich unabhängig von Menschen die nicht an dich und deine Ideen glauben. Es ist im Alltag mein nötiger Mittelfinger im Werkzeugkasten, um einfach zu machen und nachher sagen zu können: „Hab ich doch gesagt“. Außerdem ist es die Sprache der Kapitalist*innen von denen du jeden Tag umgeben bist. Um in unserer kapitalistischen Welt etwas zu bewegen, zu verändern oder sich selbst zu verwirklichen, musst diese Sprache auch sprechen. 

Was würdest du selbst sagen: Bist du einfach sehr mutig, was den Umgang mit Geld angeht oder sind da doch auch Privilegien im Spiel? Also kommst du zB. aus einer Familie mit viel Geld?

Wie oft ich schon irgendwo in Reddit-Foren gelesen habe, von wem ich alles was geerbt habe.... Abgesehen davon, dass ich als weißer deutscher Mann einen vollkommen andere Start hatte als so viele Menschen da draußen, bin ich genauso blank losgezogen, wie die meisten hier. Die ersten zwei Jahre haben wir uns 400 Euro im Monat ausgezahlt und sieben Tage die Woche, zwölf Stunden am Tag aus dem Keller eines Kumpels programmiert. Seitdem mag ich Arbeiten irgendwie – wenn man das was ich tue, so nennen kann – und ziehe es eben allen anderen Dingen vor. Ich war schon immer lieber Samstagnacht zu Hause, schreibe an Konzepten, arbeite an Designs oder feile an Beats, als in irgendwelchen Clubs rumzuhängen.

Ich habe keine Freund*innen, nur Kolleg*innen. Klingt immer so hart, aber mit jedem Menschen mit dem ich Zeit verbringe, arbeite ich auch irgendwie zusammen und sonst hat keiner so richtig Platz in meinem Leben. Ich mag keine Freizeit und häng nie rum. Ich fahr nie irgendwo hin, wenn es nicht unbedingt notwendig ist oder ich zehn Dinge auf einmal damit erledigen kann. Ich hab mir hier die perfekte Infrastruktur gebaut. Alles ist da, alle sind hergezogen. Effektiver geht's nicht.

Wie viele deiner Ideen waren erfolgreich, wie viele hast du in den Sand gesetzt?

Ich kann ziemlich stolz sagen, dass bisher alles, was ich jemals alleine gemacht habe, funktioniert hat. Ich höre einfach nicht auf, bis es geklappt hat. Das ist ne einfache Taktik. Wenn du immer solange weitermachst, bis es funktioniert, scheiterst du nie. 

Jetzt mal konkret: Verrätst du uns deinen Kontostand, den Wert in Immobilien und anderen Anlageobjekten?

Puh. Auf meinem Privatkonto sind 4.781,67€. Die meisten Immobilien gehören noch der Sparkasse, aber das sind sicher ein paar Millionen. Firmenbeteiligungen kann ich schwer einschätzen, aber ich war früh bei Crypto dabei (grinst).

In unserem ersten Beitrag der Reihe ging es um die besten Tipps zum Thema Gehaltsverhandlung. Die willst du auch? Dann bitte hier entlang.

Wir alle träumen von finanzieller Unabhängigkeit. Deshalb haben wir hier Tipps, wie du dieser Zukunft näher kommst. Du willst noch mehr über Fynn Kliemann erfahren? Dann haben wir hier noch eine ganze Podcastfolge für dich in petto.

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