Wie bereite ich mich am besten auf ein Gehaltsgespräch vor? Welche Argumente sollte ich parat haben, was muss ich vorher wissen und wie entwickle ich eine Strategie? Unsere Expertin Katrin weiß ganz genau, worauf es ankommt und teilt in unserer neuen Reihe „A penny for your thoughts” ihr Wissen mit euch.
Das Thema Gehalt hat enorm viel Potenzial für Stress und Frust. Dabei geht es eigentlich um etwas Schönes – deine berufliche Weiterentwicklung und Wertschätzung für deine Erfolge. Eine gute Vorbereitung kann dir dabei helfen, das Gespräch zu einem positiven Erlebnis werden zu lassen und zu einer echten Chance für dein Weiterkommen.
Bei Tomorrow arbeiten wir mit einer für alle einsehbaren und nachvollziehbaren „Salary & Skill"-Matrix. Das bedeutet, Gehaltsschritte sind an klare Kriterien geknüpft. Und die dazugehörige Richtlinie legt unter anderem fest, dass wir Gehälter nicht verhandeln, sondern anhand der Matrix herleiten. Auch die Frequenz der Gespräche ist hier definiert und viele weitere Herangehensweisen, die wir vor allem aus unseren Werten ableiten.
Warum wir mit transparenten Gehältern arbeiten
Die Matrix und die Ricghtlinie tragen dazu bei, Unsicherheiten beim Thema Geld zu reduzieren, Ungerechtigkeiten und Pay Gaps zu vermeiden und wirklich auf Augenhöhe miteinander zu sprechen. In vielen Unternehmen wird das anders gehandhabt. Und oft gibt es dafür auch gute Gründe. Denn verschiedene Unternehmensformen und -größen verlangen eben auch nach verschiedenen Vorgehensweisen.
In meiner beruflichen Laufbahn habe ich schon viele Gehaltsgespräche und Gehaltsverhandlungen geführt. Und natürlich nicht nur auf Arbeitgeber*innenseite, denn auch mein eigenes Gehalt ist natürlich ab und an Thema.
Meine bisherigen Erfahrungen haben mir gezeigt, dass man über verschiedene Stellräder positiv Einfluss auf den Gesprächsverlauf nehmen kann. Es gibt immer einen Weg, um die richtige Strategie zu entwickeln. Wichtig ist vor allem, dass du eine entwickelst.
Denn das Ziel ist meistens klar – also wie viel man in Zukunft verdienen will – aber nicht unbedingt das eigene Motiv dahinter oder mögliche Wege dahin. So fehlt es dann schnell an Überzeugungskraft, um die eigenen Wünsche wirklich durchzusetzen. Und schon herrscht Frust auf beiden Seiten.
Eine gute Strategie: So erhöhst du deine Chancen auf eine Gehaltserhöhung
Ein Schlüssel für erfolgreiches Verhandeln und einen guten Dialog miteinander liegt für mich deshalb darin, mit größtmöglicher Klarheit in den Termin zu gehen, was die eigenen Bedürfnisse und Muster betrifft.
Die Beantwortung der folgenden 5 Fragen helfen dir dabei. Los geht’s:
1. Worum geht es dir bei der Gehaltsverhandlung wirklich?
Mach den Check-in mit dir selbst: Womit bist du unzufrieden? Geht es tatsächlich um mehr Geld oder wünscht du dir mehr Anerkennung, mehr Verantwortung, mehr Flexibilität oder ein neues Aufgabenfeld? Kläre für dich, welches Bedürfnis dich umtreibt und wie es sich befriedigen lässt. Das ist wirklich wichtig, denn wenn du hier Klarheit hast, vergrößert du deine “Verhandlungsmasse”.
Vielleicht ist dein Gehaltswunsch nur teilweise realisierbar, aber das Gespräch muss an dieser Stelle nicht zu Ende sein. Denn wenn du weißt, welches Bedürfnis dich antreibt, dann können ein senioriger Titel, zusätzliche Urlaubstage, die Möglichkeit remote zu arbeiten oder die Leitung eines spannenden Projektes zu einem Kompromiss führen, der sich richtig gut für anfühlt. Möglicherweise sogar besser als ein höheres Gehalt allein.
2. Welche Beziehung hast du zu deinem Team Lead?
Auch deine Führungskraft ist nur ein Mensch – und jeder Mensch wünscht sich geliebt und respektiert zu werden. In diesem Punkt sind wir alle viel weniger rational als wir meist denken.
Hast du eine gute Beziehung zu deinem Team Lead, wird es dir leichter fallen, dich im Gehaltsgespräch wohl und sicher zu fühlen und selbstbewusst für dich einzustehen. Und auch dein*e Chefin wird offener und verhandlungsbereiter sein, wenn ihr gemeinsam eine positive und vertrauensvolle Gesprächsatmosphäre kreiert. Win-Win also. Kläre deshalb, wie eure Beziehung zueinander ist und was du gegebenenfalls tun kannst, um sie zu stärken.
Dafür müsst ihr auch gar nicht jede Woche zusammen Mittagessen, denn schon kleine Punkte machen oft den Unterschied aus. Bitte freundlich um einen Termin und erkläre, worüber du sprechen möchtest. Bedanke dich zu Beginn des Gesprächs, dass dein Team Lead sich Zeit nimmt, frage dann vielleicht erstmal, wie es ihm*ihr geht und leite dann über zu deinem Thema. Höre aufmerksam zu, fasse zusammen, was du verstanden hast. Dabei helfen Formulierungen wie: Ich verstehe jetzt besser, warum es dir wichtig ist, dass …”.
Nicht zuletzt fühlen sich professionelle, positive Beziehungen auch ganz grundsätzlich besser an und es lässt sich leichter miteinander arbeiten.
3. Kennst du deine Stress-Punkte in einem Gehaltsgespräch?
Schaffe ein Setup, in dem du dich wohl fühlst. Inhaltlich gut vorbereitet zu sein, ist super wichtig. Mindestens genauso wichtig ist es, dass du dich auch innerlich wohl und stabil fühlst. Stelle sicher, dass du wach und klar bist. Vielleicht machst du vor dem Gespräch noch einen kleinen Spaziergang oder atmest einfach am offenen Fenster ein paar Mal tief in den Bauch ein und aus. Sitze aufrecht und mit gutem Kontakt deiner Füße zum Boden. Achte darauf, dass du dich in deiner Kleidung wohl fühlst. Nichts soll dich ablenken. Du hast gute Argumente und unterstreicht diese durch dein gesamtes Auftreten.
Du und dein*e Chef*in, ihr beide möchtet das Unternehmen besser machen. Ihr zieht am selben Strang. Es geht nicht um dich persönlich, sondern um den Job. Wenn du dir das vor Augen führst, bist du vielleicht gleich ein bisschen weniger nervös und gestresst.
Manchmal kann es auch helfen, die Gesprächssituation im Vorfeld schon mal mit Freund*innen zu üben. So bist du auf mögliche Widerstände und unterschiedliche Gesprächsverläufe vorbereitet. Lass dir von Freund*innen auch spiegeln, wie sie dich wahrgenommen hat, wann du vielleicht doch ein wenig kleiner auf deinem Stuhl geworden bist oder dich – um die Stille zu füllen – um Kopf und Kragen geredet hast. Das alles ist Übungssache. Und daher gilt: Üben. Üben. Üben.
4. Hältst du dir eine Hintertür offen?
Du hast dich top vorbereitet, kennst deinen Marktwert, hast deine Bedürfnisse reflektiert, daraus Forderungen abgeleitet, kannst alles sauber argumentieren … und dann verlässt dich im Gespräch plötzlich doch der Mut? Beim ersten kritischen Nachfragen ruderst du zurück, gibst dich mit weniger zufrieden und bedankst dich womöglich noch überschwänglich?
Wenn dir das schon mal passiert ist, stelle sicher, dass du dir selbst nicht die Notausgänge verbaust. Schreibe deine wichtigsten Punkte auf und teile sie im Gespräch mit deinem Team Lead, indem du ihr den Zettel einfach gibst. Jetzt gibt es kein Zurück. Zieh es durch! Und am Ende hast du vielleicht nicht nur ein höheres Gehalt verhandelt, sondern auch noch deine Angst überwunden. Das fühlt sich doppelt gut an.
5. Was tust du, wenn du keine Gehaltserhöhung bekommst?
Das alles hilft dir, ist aber keine Garantie dafür, dass du deine Gehaltserhöhung durchsetzen kannst. Sollte dieses Szenario eintreten, dann gibt es genau drei Möglichkeiten:
Du ärgerst dich über den unglücklichen Verlauf, nimmst die Situation persönlich und ziehst dich schmollend zurück. Mehr verdienen wirst du dadurch nicht und schlechte Laune hast du obendrein. Also eher mittelgut, auch wenn es als erste Reaktion absolut verständlich ist.
Du lässt den Frust kurz durch dich durchrauschen und machst dich bereit für Runde Zwei.
Du hast aufmerksam zugehört und kennst die Argumente deines Team Leads? Das ist super! Nutze dieses Wissen und investiere deine Zeit in die Themen und Projekte, die aus Sicht deine*r Chefin für das Unternehmen und für deine Entwicklung von Bedeutung sind.
Falls das im Gespräch nicht klar geworden ist, frage in einem Nachfolge-Termin aktiv nach, wie du dich einbringen und auf welche Art und Weise du einen Mehrwert stiften kannst, um deine Gehaltsforderung zu realisieren. Kläre mit deinem Team Lead, wann ihr das nächste Mal über dein Gehalt sprechen werdet und am besten auch, ob es konkrete KPIs oder Parameter gibt, an denen sich dein Erfolg messen lässt.
3. Du gehst. Wenn die Argumente deine*r Chefin*in dich nicht überzeugen oder es vielleicht gar keine gibt und deine Forderung einfach mit einem blöden Satz vom Tisch gefegt wurde, dann gibt es für deine weitere Entwicklung bessere Wirkungsstätten.
Übernimm Verantwortung für dich: Wenn du keine angemessene Wertschätzung erfährst, wenn deine Expertise, dein Engagement und deine Leistung sich weder auf deinem Gehaltszettel noch in Form anderer Incentives bemerkbar machen, wenn du das Vertrauen in die Gehaltspolitik deines Arbeitgebers verloren hast, dann lote neue Wege aus. Und die gibt es. Immer!
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