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„Ich habe klassische Sünden begangen: Dispo überzogen, Rechnungen nicht geöffnet"

Veröffentlicht am 20. November 2023

Wie viel Geld sie im Monat zur Verfügung hat, wie sie die finanzielle Situation in der Elternzeit erlebt und was sie gerne früher im Leben über Geld gelernt hätte, das erzählt Maria im Kassensturz. 

Wie hoch ist dein monatliches Budget (netto)?

Aktuell bin ich in Elternzeit und bekomme 1.607 Euro Elterngeld. Davor habe ich 2.694 Euro netto verdient. Ich habe ein acht Monate altes Kind und versorge das Kind gemeinsam mit meinem Mann. Wir haben zeitgleich Elternzeit genommen und Elterngeld bekommen. Aktuell arbeiten wir beide wieder in (Eltern-)Teilzeit, ich beziehe noch ElterngeldPlus. Von unserer Tochter kommen noch 250 Euro Kindergeld monatlich dazu, das wir aktuell aber beiseite legen und nicht in unser Grundbudget hineinzählen.  

Wohnst du zur Miete oder im Eigenheim? 

Wir wohnen in Berlin zur Miete. Unsere Wohnung hat 75 Quadratmeter, die sich auf zwei Zimmer aufteilen. Hier wohnen wir aktuell zu dritt. Wir leben gerne in der Stadt, merken jedoch gerade, dass es zunehmend finanziell aufwändiger wird. Insbesondere, wenn bald unser Kind ein eigenes Zimmer oder wir generell mehr Platz benötigen. Der Wohnungsmarkt ist in der Stadt ist deprimierend. 

Wenn ich meiner Familie, die eher ländlich wohnt, erzähle, wie viel Geld wir monatlich für Miete ausgeben und in Zukunft ausgeben werden, sehe ich in ungläubige Gesichter. Ich schätze das Leben in der Stadt jedoch sehr und es würde mir schwer fallen, aus finanziellen Gründen aufs Land zu ziehen. 

Wie teilen sich deine monatlichen Ausgaben in Fixkosten und Freizeitkosten auf?

Meine Fixkosten setzen sich aktuell so zusammen: 706 Euro überweise ich monatlich auf das Gemeinschaftskonto meines Mannes und mir. Das inkludiert Miete, GEZ, Internet, Strom, Spotify & Netflix-Abo. Er zahlt den gleichen Betrag. 334 Euro fließen in die Tilgung von Studien- und Bildungskrediten und meinem Bafög.  71 Euro gehen in Versicherungen, 66,90 Euro in ein Monatsticket der BVG, 12 Euro wende ich für Domain und Hostingkosten für eine Website auf und 15 Euro gehen jeden Monat an Pro Asyl. Aktuell belaufen sich meine Fixkosten also auf insgesamt rund 1.205 Euro. 

In meiner Elternzeit stehen mir also für Lebensmittel, Restaurantbesuche, Kleidung und Kultur nur knapp 400 Euro zur Verfügung. Etwa 200 Euro davon geben ich und mein Partner jeweils  für Lebensmittel aus. Manchmal ist es aber auch mehr. Der Rest geht dann für Freizeit drauf. 

Vor der Geburt meines Kindes kam noch eine Sparrate von knapp 170 Euro hinzu, das ist aktuell pausiert. Das Kindergeld bleibt meist unangerührt. Wir greifen nur darauf zurück, wenn unser Kind neue Kleidung oder ein Bett braucht. Hier gibt es also einen kleinen Puffer, was uns auch beruhigt. Denn insgesamt ist es finanziell schon sehr eng. Ich gleiche eventuelle Engpässe aktuell mit Ersparnissen und überbrückungsweise mit meinem Dispo aus. Mich macht das nervös, aber es hilft mir sehr, zu wissen, dass das ein begrenzter Zeitraum ist und es anschließend finanziell wieder bergauf geht. 

Hinweis: Zusätzlich zum hier aufgelisteten monatlichen Budget, erhält Maria noch 250 Euro Kindergeld pro Monat. Da sie dises aber nur in Ausnahmefällen verwendet wird und Maria es selbst nicht zu ihrem monatlichen Budget zählt, taucht es nicht in der Grafik auf.

Wenn du dir die Aufteilung deiner Finanzen ansiehst – überrascht dich das oder überprüfst du deine Ausgaben und Einnahmen regelmäßig?

Ich prüfe das regelmäßig, aber manchmal frustriert es mich auch, dass insbesondere die Kfw-Kredite so lange brauchen, um abbezahlt zu werden. Zuletzt wurden hier auch die Zinsen stark erhöht. Das heißt, es wird noch weniger getilgt. In der aktuellen Situation mit Baby und weniger Arbeit ist es aber nicht möglich, die Rate zu erhöhen. Gleichzeitig will ich die Kredite auch nicht stunden, denn mir ist durchaus bewusst, dass es sonst noch länger dauern würde  – und ich freue mich sehr auf den Tag, an dem ich keine Kredite mehr abzahlen muss.

Ich habe jetzt zuletzt wieder viel darüber nachgedacht, wie ich mich finanziell aufstellen will: Die Entscheidung zur Teilzeit, die Entscheidung für ein Kind, das ist gleichzeitig auch eine Entscheidung gegen finanzielle Freiheit – es ist einfach weniger Geld und gleichzeitig mehr finanzielle Verantwortung. Die übernehme ich zwar gerne, aber manchmal schüchtert sie mich auch ein. Wenn jetzt kein Geld für eine Reise übrig bleibt, dann treffe ich die Entscheidung eben auch für mein Kind und das kickt nochmal anders. Schließlich will ich, dass es Dinge erlebt. Ich selbst bin mit Mitte zwanzig zum ersten Mal so richtig gereist. Für mein Kind würde ich mir wünschen, dass sie früher viel von der Welt sieht. 

Die Entscheidung zur Teilzeit und die Entscheidung für ein Kind, ist gleichzeitig auch eine Entscheidung gegen finanzielle Freiheit.

Ganz oft stelle ich mir aber trotzdem die Frage, wie sich andere Menschen all das überhaupt leisten können: Beide in Teilzeit, mit Kind in einer Großstadt. Denn auch, wenn Kredite abbezahlt sind und sich das Gehalt erhöht, wachsen die Ausgaben ja auch: Das Kind braucht mehr Dinge und auch die Verpflegungskosten der Kita werden zu bezahlen sein. Und wenn wir eine größere Wohnung wollen, wird das auch sehr teuer. 

Trotzdem bin ich grundsätzlich eher entspannt und optimistisch. Allein dadurch, dass mein Mann und ich beide unsere Stunden reduziert haben, weiß ich, dass wir hier einen Spielraum haben, wenn es nötig wäre. Ich habe mit meinem Arbeitgeber deshalb auch eine zweijährige Brückenteilzeit vereinbart, sodass ich nach zwei Jahren wieder Vollzeit arbeiten könnte. Das gibt mir Sicherheit, aber ich hoffe, dass es nicht nötig ist. Und ehrlich gesagt gäbe es auch sehr viele Stellschrauben, an denen wir drehen könnten, um sparsamer zu sein.

Wie organisierst du deine Finanzen, um den Überblick zu behalten?

Ich habe ein privates Konto und mit meinem Mann ein Gemeinschaftskonto. Wir hatten das damals angelegt, um irgendwie den Überblick zu behalten als wir unsere Hochzeit planten. Wir haben dann angefangen, das Konto weiter als Gemeinschaftskonto zu nutzen, um Miete etc. darüber laufen zu lassen. Auch das Kindergeld wird darauf überwiesen sowie Steuerrückzahlungen. 

Vor der Geburt meines Kindes hatte ich ca. 3 Jahre lang ein gut laufendes Sparsystem. Gemeinsam mit meinem Mann haben wir entschieden, wie viel wir monatlich für was sparen wollen. Dabei haben wir auch entschieden, wie viel wir wie investieren und was einfach auf Konten liegt. Bei Tomorrow haben wir deswegen verschiedene Pockets: Notgroschen, Urlaubsgeld, sowie Sparkonten für unsere Neffen und Nichten. Und wir investieren über unser Gemeinschaftskonto in ETFs. Das zurückgelegte Geld, so haben wir uns geeinigt, soll wirklich langfristig angelegt werden und auch die Pockets werden nur im Notfall angerührt sowie nur für die jeweiligen Verwendungszwecke. Insgesamt habe ich vor der Geburt meines Kindes monatlich knapp 170 Euro gespart. Diese Sparraten habe ich mit der Geburt meines Kindes pausiert und hoffe, dass ich sie bald wieder aufnehmen kann, wenn ich wieder mehr arbeite.

Ein Haushaltsbuch führe ich nicht. Aber ich versuche im Überblick zu behalten, wofür das meiste Geld verwendet wird. Etwa jedes halbe Jahr schaue ich mir die Listen an, die ich führe, und aktualisiere sie. Das sind Listen wie „Monatliche Ausgaben“, „Kreditübersichten“, „Sparpläne“. 

Wie sorgst du für das Alter oder größere Wünsche vor?

Ich werde nichts erben und wenn, dann eher Schulden. Ich investiere mit meinem Partner und wir haben schriftlich fixiert, wie wir im Falle einer Trennung damit umgehen: 50/50. Wir haben beide unsere Stunden reduziert, weshalb wir das klassische Modell der Kinderbetreuung nicht haben, das kommt uns hier wahrscheinlich (oder besser: hoffentlich) zugute.Für mich alleine lege hin und wieder was beiseite, von einer Vorsorge kann man hier jedoch noch nicht sprechen. Mein Plan ist, sobald die Kredite abbezahlt sind und ich wieder mehr arbeite, damit zu beginnen. Unsere Tochter hat ein Kinderdepot, auf das die Großeltern einzahlen und wir hin und wieder was vom Kindergeld überweisen. Auch hier ist eine Regelmäßigkeit geplant, wenn wir uns von der Elternzeit finanziell erholt haben. 

Was ist dir beim Thema Geld besonders wichtig oder treibt dich besonders um?

Mir wurde nie vermittelt, wie man richtig mit Geld umgeht. Geld war bei uns in der Familie immer knapp. Es war vollkommen selbstverständlich, dass meine Eltern im Dispo waren, auch wenn ich und meine Schwester nie verstanden haben, was das eigentlich heißt. Und es wurde uns auch nicht erklärt. Generell: Finanzielle Bildung fand bei uns nicht statt. Wenn man Geld hatte, gab man es aus. Meistens hatte man kein Geld und hat sich so durchgewurschtelt. Das hat dazu geführt, dass ich bei meinem Auszug zuhause überhaupt nicht wusste, worauf ich jetzt achten muss. Ich habe deswegen zu Beginn meiner Studienzeit über meine Verhältnisse gelebt, die klassischen Sünden begangen: Ratenkauf, Dispo überzogen, Rechnungen nicht geöffnet. Diese Konsumsünden sind inzwischen alle abbezahlt, aber dadurch musste ich neben der Uni auch immer arbeiten und konnte wenig sparen. 

Finanzielle Bildung fand bei uns nicht statt. Wenn man Geld hatte, gab man es aus. Meistens hatte man kein Geld und hat sich so durchgewurschtelt.

Ich war die erste in meiner Familie, die studiert hat und wurde finanziell nicht unterstützt. Zuerst habe ich Bafög bekommen und musste mich mit der Antragsstellung komplett alleine auseinandersetzen. Das hat die Dynamik in der Familie auch verändert, denn ich hatte plötzlich Zugang zu Informationen, beispielsweise Gehälter meiner Eltern, und konnte immer mehr nachvollziehen. Mir wurde klar, dass sie selber keinen guten Umgang mit Geld hatten und konnte nachvollziehen, warum sie mich nicht unterstützen konnten. Irgendwann habe ich kein Bafög mehr bekommen, weil ich zu oft mein Studienfach gewechselt habe. Dann habe ich einen Studienkredit beantragt und dann im Anschluss einen Bildungskredit. Im Nachhinein weiß ich gar nicht, ob das nötig gewesen wäre, denn ich habe auch immer neben der Uni gearbeitet und zum Schluss sogar ganz gut verdient. Aber auch das hat die Studienzeit natürlich verlängert. Ich hatte zu der Zeit auch immer das Gefühl, ich müsste mir das Geld „holen“, allein, weil ich Zugang dazu hatte. Plötzlich war es möglich, einen Kredit zu bekommen. Inzwischen sehe ich das sehr kritisch und achte daher sehr darauf, nichts zu verschleppen und den Überblick zu wahren. Dass ich jetzt jedoch super sparsam bin, das kann ich nicht sagen. Aber ich weiß zumindest, was auf meinen Konten los ist. 

Was hättest du gerne schon früher über das Thema Geld und Finanzen gewusst?

Ich hätte gerne früher verstanden, dass man seine Finanzen selbst in der Hand hat. Oft, insbesondere in der Studienzeit, habe ich mich finanziell eher ausgeliefert gefühlt und dachte ständig, dass es nicht reicht. Dass ich dafür aber die Verantwortung trage, habe ich erst ignoriert – weil mir nie vermittelt wurde, dass man die Verantwortung übernehmen muss. Das ist natürlich auch nur bedingt möglich und durch sehr viele Faktoren bedingt. Und ich glaube auch nicht daran, dass jede Person in Deutschland reich werden kann – das ist Unsinn. Wir alle haben sehr unterschiedliche finanzielle Startpunkte, manche prekär, manche wohlhabend und das führt zu sehr unterschiedlichen finanziellen Realitäten.

Zur Wahrheit gehört, dass ich zu Beginn meiner finanziellen Emanzipation sehr schlechte Entscheidungen getroffen habe.

Aber zur Wahrheit gehört auch, dass ich zu Beginn meiner finanziellen Emanzipation sehr schlechte Entscheidungen getroffen habe, für die ich heute im wahrsten Sinne noch zahle. Wie gut es sich anfühlen kann, sich auch bewusst gegen Konsumausgaben zu entscheiden oder einen Betrag zurückzulegen, oder alleine die Zufriedenheit, einen Plan zu haben – all das hätte ich gerne früher gewusst. Deswegen sollte finanzielle Bildung auch unbedingt Teil der Lehrpläne sein. Es ist eine Farce, dass wir junge Menschen damit so alleine lassen.

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