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Un(-fair): Warum verdienen Frauen immer noch weniger Geld als Männer?

Veröffentlicht am 22. Januar 2025

Geld und (gefühlte) Gerechtigkeit: Es gibt Themen, die sorgen immer wieder für große Diskussionen – und genau die schauen wir uns in unserer Serie (Un-)fair einmal genauer an: Über was sprechen wir hier eigentlich, wie sieht’s mit der Fairness aus – und geht das nicht besser? Dieses Mal: Der Gender Pay Gap.

Gender Pay Gap: Ein paar Fakten

Wenn Frauen weniger Geld verdienen als Männer, haben sie entweder den falschen Beruf gewählt oder schlecht verhandelt – und sind damit selbst für die viel diskutierte Lohnlücke zwischen den Geschlechtern verantwortlich? Wir schauen uns mal an, ob das wirklich eine Antwort auf den Gender Pay Gap sein kann. Zuerst die Fakten: 

Beim unbereinigte Gender Pay Gap von 16 Prozent vergleicht man allgemein den Durchschnittsverdienst aller Arbeitnehmer*innen. Hier zeigen sich die strukturellen Probleme, wie etwa die schlechter bezahlten sogenannten Frauenberufe in beispielsweise der Erziehung oder der Pflege. Beim bereinigten Gender Pay Gap werden die Gehälter in vergleichbaren Positionen mit vergleichbarer Tätigkeit berücksichtigt – er liegt bei sechs Prozent.

Jährlich gibt es den Equal Pay Day. Er markiert symbolisch den Tag, bis zu dem Frauen in Deutschland umsonst arbeiten würden. Im Jahr 2024 hätten Frauen also 66 Tage ohne Lohn gearbeitet, wenn man vom unbereingten Gender Pay Gap ausgeht. Auch bei diesem Thema gibt es Unterschiede zwischen West- und Ostdeutschland: In Ostdeutschland fällt der Gender Pay Gap etwas geringer aus.

Wie stark sich die Lohnlücke auf die gesamte Lebenszeit betrachtet auswirkt, zeigt sich in der Bilanz: Über ihr Leben verdienen Frauen insgesamt nur knapp halb so viel Geld wie Männer. Deshalb sind sie auch häufiger von Altersarmut betroffen. Jede fünfte Frau ab 65 Jahren ist armutsgefährdet und im Vergleich dazu etwa 16 Prozent der Männer. Aber auch zuvor haben sie bereits ein höheres Risiko, in Armut zu rutschen, etwa wenn sie Alleinerziehende sind – und das sind in Deutschland zu 90 Prozent Frauen

Kommen Kinder ins Spiel, wird der Unterschied im Gehalt noch drastischer: Unter den 30-Jährigen verdienen Mütter im Durchschnitt 70 bis 80 Prozent weniger als Väter. Bei Menschen in diesem Alter ohne Kinder, liegt die Lohnlücke zwischen den Geschlechtern bei unter 5 Prozent. Männer verdienen dagegen in der Regel gleich viel oder mehr, nachdem sie Vater geworden sind.

Fair: Sind Frauen nicht selbst dafür verantwortlich, was sie verdienen?

Das Argument, Frauen sollten besser verhandeln oder sich besser bezahlte Berufe suchen, wenn sie den Gender Pay Gap schließen wollen, kommt meist sehr schnell. Und ja, ein Gehalt gut verhandeln zu können, bringt mehr Lohn und sich für gute bezahlte Jobs ausbilden zu lassen, statt klassische „Frauenberufe” zu wählen, hebt generell die Chancen auf mehr Gehalt. Auch dass Frauen seltener Geld investieren als Männer, stimmt und kann zumindest als Argument für eine mögliche bessere Absicherung im Alter genannt werden. Dass Frauen, nachdem sie eine Familie gegründet haben, häufiger in Teilzeit arbeiten und so weniger verdienen, ist ebenfalls Fakt. Es gibt also individuelle Entscheidungen, die dazu führen können, dass Frauen weniger verdienen als Männer. Die Frage ist jedoch, wie sehr hat man diese Entscheidungen wirklich in der Hand?

Unfair: Der Gender Pay Gap ist ein strukturelles Thema

Vieles, was bei ungleichen Löhnen als rein individuelle Entscheidung angeführt ist, ist es oft im Kern nicht: Nicht alle Menschen innerhalb einer Gesellschaft können in gut bezahlten Jobs, wie etwa MINT-Berufen arbeiten. Zudem gibt es Studien dazu, dass selbst bei Frauen die sich für männlich dominierte Berufen entschieden haben, die Lohnunterschiede nicht generell geringer wurden.

Gut verhandeln zu können, hebt den Lohn an, aber ändert nicht viel, wenn das Gehalt grundsätzlich recht niedrig angesetzt ist. Zudem steigen Frauen seltener in gut bezahlte Führungspositionen auf als Männer – nur jede dritte Führungskraft in Deutschland ist weiblich. Viele kommen also gar nicht in den obersten Gehaltsklassen an. Auch Geld zu investieren kann ein wichtiger Baustein für beispielsweise eine bessere finanzielle Situation im Alter sein, aber es ist weder eine Garantie, noch kann sich das jede*r leisten. 

Dass Frauen häufiger in Teilzeit arbeiten, wenn sie Kinder haben, hat meist mehr mit fehlenden Betreuungsmöglichkeiten sowie Betreuungskosten zu tun als mit dem unbedingten Wunsch, weniger Erwerbsarbeit zu leisten. Auch der Steuervorteil durch das Ehegattensplitting sowie dem damit verbundenen traditionellen Rollenbild spielt in diese Entscheidungen mit rein. 

Der individuelle Ansatz erklärt zudem nicht die bereinigte Lohnlücke, die es eben auch bei vergleichbarer Ausbildung und vergleichbarer Tätigkeit gibt. Und dass sogenannte Frauenberufe schlechter bezahlt werden als männlich dominierte Berufe, hat relativ sicher diskriminierende Anteile. Denn es gibt Studien dazu, wie sich der Lohn in Berufen verringert, sobald der Frauenanteil in männlich dominierten Berufen steigt.

Und jetzt – was folgt daraus?

Es ist zu leicht, beim Thema Gender Pay Gap nur auf Frauen zu zeigen und zu sagen: Das ist euer Problem. Dabei, den Gender Pay Gap tatsächlich deutlich zu verringern, könnten beispielsweise eine klare Gehaltstransparenz in Unternehmen und mehr Tarifverträge helfen. Aber eben auch ausreichend sowie bezahlbare Betreuungsmöglichkeiten für Kinder – und Väter, die mehr Elternzeit sowie mehr unbezahlte Arbeit übernehmen. Denn noch immer nimmt mehr als die Hälfte der Väter gar keine Elternzeit, was für Mütter wiederum eine längere Zeit ohne Gehalt bedeutet und übernehmen Frauen auch danach fast doppelt so viel unbezahlte Arbeit, was ebenfalls den Raum für bezahlte Arbeit nimmt und mehr finanzielle Unsicherheit bedeutet.

Zudem könnte es ein Weg sein, frauentypische Berufe finanziell aufzuwerten oder den Mindestlohn anzuheben –  denn jede fünfte Frau arbeitet Niedriglohnbereich, bei den Männern ist es jeder siebte. Steuermodelle wie das Ehegattensplitting tragen ebenfalls zur Problematik bei, denn das belohnt steuerlich, wenn ein*e Ehepartner*in deutlich weniger arbeitet. 

Das alles könnten Maßnahmen für eine Verringerung des Gender Pay Gaps sein und ganz gleich, wie man sie bewertet, zeigen sie: Wir brauchen einen strukturellen Wandel, wenn die Lohnlücke zwischen Männern und Frauen kleiner werden soll . Natürlich bleibt es weiter wichtig, dass jede Frau für sich selbst prüft, was sie tun kann, um finanziell besser gestellt zu sein. Aber ohne den Willen in der Politik, der Wirtschaft und auch der Gesellschaft, sich dem Thema anzunehmen und Geschlechtergerechtigkeit auch finanziell zu sichern, wird das nur ein kleiner Hebel bleiben.

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