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Sind wir die Nachhaltigkeits-Hipster in „Bad Banks“?

Veröffentlicht am 6. Februar 2020

Ein grünes Start-Up mischt in der zweiten Staffel von „Bad Banks“ die Finanzindustrie auf. Ist Tomorrow das „echte“ Vorbild? Nun ja, wir sehen da doch ein paar Unterschiede.

Da sind wir mit Tomorrow gerade mal ein Jahr am Start – und schon scheint es, als hätten wir nicht nur die Wirklichkeit ein wenig besser gemacht, sondern auch die Fiktion inspiriert. Seit dem Wochenende ist die zweite Staffel von „Bad Banks“ verfügbar. Im Mittelpunkt der mehrfach preisgekrönten Serie steht erneut die junge Investmentbankerin Jana Liekam. Diesmal aber geht es nicht um manipulierte Bilanzen und den Beinahe-Ausbruch der nächsten Finanzkrise, sondern um den Abstieg der traditionellen Banken – und wie sich Janas Arbeitgeber, die Großbank Global Invest, mit einem eigenen Inkubator für Fintechs zu wehren versucht.

Janas Auftrag: Sie soll das nachhaltige Start-Up Green Wallet übernehmen und zum Erfolg führen. Allerdings ist die Konkurrenz von Fin21, zumindest was die Zahl der Kund*innen angeht, schon deutlich weiter. Nachhaltigkeit aber spielt dort keine Rolle. Für Fin21 ist nur der finanzielle Erfolg wichtig.

Es geht also um neue Formen des Bankings – und die große Frage, ob sie die Welt nur ein wenig bequemer und hipper oder auch besser und nachhaltiger machen sollen. Dass diese Frage nun vor einem Millionenpublikum verhandelt wird, finden wir erstmal großartig. Je mehr Menschen sich Gedanken darüber machen, was ihr Geld bewirkt und bewirken kann, desto besser! Die zweite Staffel von „Bad Banks“ ist insofern nicht nur ein rasant erzähltes und grandios gespieltes Serienerlebnis. Sie lenkt die Aufmerksamkeit auch auf ein wichtiges Thema unserer Zeit.

Nun aber zum Realitätscheck. „Die Auseinandersetzung zwischen Green Wallet und Fin21 erinnert deutlich an den Konkurrenzkampf zwischen Tomorrow (Spitzname: „N26 für Ökos“) und dem wichtigen Banking-Startup N26 selbst“, schreibt Finance Forward, ein Ableger des Wirtschaftsmagazins Capital. Nun ja, einerseits ist es natürlich schön als ebenbürtiger Gegenspieler von N26 wahrgenommen zu werden (N26 hat mehr als 5 Millionen Kunden, Tomorrow gut 22.500). Von einer „Auseinandersetzung“ wie in der Serie, wo Jana gleich zu Beginn fordert, sich mit Green Wallet „aggressiv gegen Fin21 auszustellen“, kann aber keine Rede sein. Vor ein paar Tagen haben wir die Kolleg*innen von N26 per Twitter zum gemeinsamen Binge-Watching von „Bad Banks“ eingeladen, Pizza und Bier auf unsere Kosten, versteht sich. Wir wollen nicht angreifen, sondern lieber ins Gespräch kommen.

Auch sonst gibt es ein paar Unterschiede zwischen uns und Green Wallet. Dass das Serien-Start-Up ein Robo-Adviser ist und wir vor allem der Anbieter eines nachhaltigen Girokontos? Geschenkt. Aber bei all den Nachhaltigkeits-Hipster-Klischees, die Green Wallet in der Serie bedienen muss, haben wir doch ein wenig geschluckt. Da gibt es den Tätowierten, die Öko-Vorzeige-Frau und den sensiblen Gründer mit gelegentlich auflodernder Psychose. „Die Mitarbeiter von GreenWallet wirken aus dem Hipster-Katalog entsprungen“, schreibt der Tagesspiegel recht treffend. Schade eigentlich, dass Drehbuchschreiber Oliver Kienle Tomorrow erst kürzlich aufgefallen ist, wie er gegenüber Finance Forward einräumt. Ansonsten hätte er vielleicht ein wenig realistischeres Bild gewonnen.

Noch wichtiger aber ist uns ein anderer Unterschied. In der Serie verkauft sich Green Wallet an Janas Großbank Global Invest, weil ein opportunistischer (und ziemlich schmieriger) Investor plötzlich den Geldhahn zudreht. Später kauft Global Invest dann auch noch den Konkurrenten Fin21 auf – und wickelt Green Wallet daraufhin einfach ab. Nachhaltigkeit, das wird am Ende der Serie deutlich, war für die mächtigen Banker immer nur ein Feigenblatt. Am Ende machen sie die Idealist*innen ohne zu zögern platt.

Das, davon sind wir überzeugt, wird Tomorrow nicht passieren. Weil wir uns bewusst Investoren aus dem Nachhaltigkeits-Bereich gesucht haben, die an unsere Mission glauben und und nicht einfach hängen lassen. Weil wir unsere Ideale nicht verkaufen werden. Und weil immer mehr Menschen begreifen, dass Nachhaltigkeit kein Feigenblatt ist, sondern die Zukunft.

Wenn schon die Serie kein Happy End hat, dann doch die Realität.